Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen

Digitaler Unterricht, Ausfall des Sportunterrichtes und Kontaktverbote. Die Corona-Pandemie hatte in den letzten Jahren einen großen Einfluss. Darunter litt auch das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Fangen oder Fußball spielen auf dem Schulhof, Schwimmbadbesuche, Vereinssport, das alles war für eine lange Zeit nicht möglich. Klar ist, viel Bewegung ist essenziell für die physische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Durch die vielen Lockdowns und Kontaktbeschränkungen mussten Kinder und Jugendliche sehr viel Zeit zuhause verbringen. Die körperliche Aktivität nahm ab und die Zeit, die mit Computerspielen und Fernsehschauen verbracht wurde, stieg noch mehr an. Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen war schon vor der Pandemie ein großes Problem. Der Verzehr ungesunder Lebensmittel, der immer größer werdende Bewegungsmangel und die gestiegene Zeit vor dem Bildschirm sind ernstzunehmende Risiken. Die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen wird drastisch eingeschränkt und das Risiko für Folgeerkrankungen im weiteren Lebensverlauf ist stark erhöht.


Auswirkungen auf die physische Gesundheit

Laut der kaufmännischen Krankenkasse sind die Adipositas-Fälle von 2019 bis 2021 bei den 6- bis 18-Jährigen um 10,7 % gestiegen. Einer Pressemitteilung von DGKJ und AGA/DAG (Berlin, 21.06.2021) zufolge sind 2 Millionen Kinder in Deutschland übergewichtig, wovon 800.000 adipös sind. Jedes 6. Kind ist in Deutschland übergewichtig oder adipös (Pappa, 2022).

Die Daten sprechen für sich. Das Problem des Übergewichtes und Bewegungsmangels ist deutlich erkennbar und stellt ein ernsthaftes Problem für das Gesundheitssystem und besonders für die betreffenden Kinder und Jugendlichen dar. Der Mangel an Bewegung hat sich mit Sicherheit nicht bei jedem Kind und Jugendlichen gleich stark ausgewirkt. Einige Kinder und Jugendliche hatten die Möglichkeit trotz der genannten Einschränkungen aktiv zu werden und den Bewegungsmangel auszugleichen. Viele Sportvereine weiteten beispielsweise ihr Angebot digital aus und erstellten Trainingsprogramme, die die Kinder zuhause, in der Natur oder auf dem Sportplatz durchführen konnten. Allgemein kann man sagen, dass vor allem die Kinder, die schon vor der Pandemie wenig aktiv waren, gefährdet sind. Besonders Kinder und Jugendliche, die in beengte Wohnverhältnissen leben und keinen Garten oder freie Grünflächen in nächster Nähe zur Verfügung hatten, kämpften mit diesen Einschränkungen besonders stark.

Der Alltag vieler Schulkinder gestaltete sich oft folgendermaßen: Der Morgen begann mit Online-Unterricht, den Mittag verbrachten Kinder oft mit Computerspielen, dem Smartphone oder anderweitigen digitalen Medien und abends wurde mit der Familie vielleicht ebenfalls gemeinsam noch etwas Fernsehen geschaut. Und dass, obwohl die WHO für Kinder und Jugendliche 60 Minuten ausdauernde Bewegung pro Tag wie Laufen oder Fahrrad fahren empfiehlt. (Quelle) Dies schaffen nur die wenigsten Kinder und die Folgen eines solchen bewegungsarmen Alltages konnte man während des Lockdowns erkennen. Im Kindesalter werden die Grundbausteine für eine gesunde Entwicklung gelegt und der Bewegungsmangel hat weitreichende Folgen:


Konsequenzen des Bewegungsmangel

  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Haltungsschäden
  • Verminderung motorischer Fähigkeiten wie Koordination, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit
  • Verminderte Geschicklichkeit
  • Reduzierung der Leistungsfähigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Abnahme der Kreativität und Selbstständigkeit
  • Ängste, Gereiztheit
  • Essstörungen
  • Wachstumsschmerzen (Wachstumsschmerzen können am besten durch Bewegung verbessert werden)


Konsequenzen von Adipositas im Kindes- und Jugendalter

  • Diabetes
    -> Metabolische Störungen erhöhter Blutzucker im Kindesalter ist oft irreversibel
  • Fettleber
  • Fettstoffwechselstörung
  • Bluthochdruck
  • Fehlstellungen
  • Gelenkprobleme
  • Psychische Folgen wie depressive Verstimmungen, geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens zahlreicher orthopädische und internistische Folgeekrankungen im Erwachsenenalter ist erhöht.


Typ 2- Diabetes

Diabetes Typ 2 tritt vermehrt auch bei jüngeren Menschen auf. Der Begriff der “Altersdiabetes” ist längst nicht mehr passend, denn auch unter Kindern und Jugendlichen ist diese Form der Diabetes nicht mehr ungewöhnlich. Der Stoffwechsel fällt langsam aus dem Gleichgewicht, erste Symptome können schleichend auftreten. Symptome wie Müdigkeit, häufiges Wasserlassen, starker Durst, Sehschwierigkeiten oder langsame Heilung von Wunden können Anzeichen für Diabetes Typ 2 sein. Auslöser sind ungesunde Lebensweisen wie Übergewicht, Bewegungsmangel sowie genetische Veranlagungen.


Adipositas im Kindesalter – was kann man tun?

Eine ärztliche Beratung sollte unbedingt in Anspruch genommen werden. Fachärzt*innen können zugrundeliegende Erkrankungen ausschließen und die Gewichtsreduktion unterstützen. Geeignete Maßnahmen sind immer individuell zu betrachten. Generell raten Spezialisten von Diäten ab. Zum einen ist die Gefahr eines Jojo-Effektes zu groß. Zum anderen können Diäten den Stoffwechsel negativ beeinflussen und langfristige Folgen, wie Entwicklungsstörungen der Pubertät auslösen. Zu beachten ist außerdem, dass Diäten zu schwerwiegenden Essstörungen wie Magersucht führen können. Vielmehr sollte eine ganzheitliche und langfristig gesunde Ernährung angestrebt werden. Eltern fungieren als Vorbilder, sie sollten eine gesunde Ernährung und ausreichend Aktivität vorleben und diese für die Kinder ermöglichen. Bei einer Ernährungsumstellung sollte die gesamte Familie beteiligt sein, sodass sich niemand benachteiligt fühlt. Grundsätzlich ist die Reduktion von Zucker zu beachten. Viel Wert sollte auf langkettige Kohlenhydrate und ballaststoffhaltige Lebensmittel, wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse gelegt werden.


Bewegung soll Spaß machen

Die gute Nachricht ist, dass bereits viele Kinder in Sportvereinen angemeldet sind. Das Problem ist, dass die Alltagaktivität immer stärker abnimmt. Sobald Sport Spaß macht, bewegen sich Kinder auch im Alltag automatisch mehr. Die Förderung des freien Spielens ist essenziell, denn Kinder drücken durch Bewegung Emotionen aus und können ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. Freies Spielen schult die Kreativität, durch das Ausdenken neuer Spiele oder neuen Regeln lernen Kinder flexibles und handlungsorientiertes Denken.

Die Erhöhung der sportlichen Alltagsaktivitäten ist essenziell. Schon alleine das zur Schule gehen ist hilfreich für die physische und psychische Gesundheit. Zahlreiche Bewegungsspiele sorgen für den notwendigen Spaß in der Bewegung.


Positive Effekte und Schutzfaktoren

  • Knochendichte
  • Erhöhte Durchblutung des Gehirns
  • Fettstoffwechsel
  • Herz-Kreislauf-System (z.B. Verbesserte Sauerstoffaufnahme, gesteigerte Durchblutung des Herzmuskels)
  • Körperwahrnehmung
  • Entwicklung eines positiven Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls
  • Gute Konzentrationsfähigkeit
  • Arbeitsgedächtnis verbessert sich


Setting-Ansatz in Kitas und Schulen

Setting-Ansätze sind auf unterschiedliche Lebensweltansätze bezogen, sie sind ressourcenorientiert und knüpfen an Rahmen, Situationen und Umgebungen an, in denen sich Menschen aufhalten und leben. Sie schaffen Rahmenbedingungen für eine gesundheitsfördernde Lebensweise. Sie zielen darauf ab, durch Interventionen eine Veränderung in der Umwelt bestimmter Personengruppe zu erreichen.

Wie könnte nun also Gesundheitsförderung und präventive Angebote in Kitas und Schulen gestaltet und vorangetrieben werden? Bedeutend ist, alle beteiligten Personen, wie Erzieher*innen, Lehrkräfte, und Eltern in die Prozesse einzubeziehen. Krankenkassen unterstützen Setting-Ansätze und stehen beratend zur Seite. Aber es ist auch eine Aufgabe der Gesellschaft, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu schulen.

Um die Förderung gesundheitsbezogener Verhaltensweisen voranzutreiben, müssen die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Es sollten angemessene Angebote und Maßnahmen realisiert werden und die Kinder sollten aktiv in Veränderungsprozesse einbezogen werden.

Das Ziel ist, verhaltensbezogene Interventionen in verschiedenen Themengebieten wie beispielsweise die Erweiterung der Sportangebote oder die Ernährung, zu entwickeln. Die Förderung eines gesunden Umfeldes durch erweiterte (kostenlose) Spiel- und Sportplätze, die Unterstützung des Sportunterrichts und der Sportvereine oder gesünderes Schulessen sind Beispiele für entsprechende Maßnahmen.

Quellen
Pappa, A. (2022). Adipositas und Typ-2-Diabetes im Kindes-und Jugendalter. Ernährung & Medizin, 37(01), 28-34.




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